Zirkularität

 

Recycling und Zirkularität - das sind zwei große Buzzwords unserer Zeit und gleichzeitig zwei super wichtige Themen, mit denen sich insbesondere Modeschaffende auseinandersetzen.

Zunächst vielleicht ein genereller Überblick: Recycling bedeutet, dass man Abfälle aus der Produktion oder aber auch solche, die nach der Verwendung von Dingen entstehen, wieder in einen Kreislauf zurückführt und nutzbar macht. Das ursprüngliche Produkt wird also modifiziert und anderer Stelle eingesetzt. Prominente Beispiele sind sicherlich Lebensmittelverpackungen oder PET-Flaschen. Für die drei Säulen der Nachhaltigkeit, die Soziales, Ökologie und Wirtschaft umfassen, sind Strategien des Recycelns mit Blick auf zukünftiges Zusammenleben und -wirtschaften sehr wichtig, da in ihnen viele gesellschaftliche und ökologische Fragen zusammenkommen.

Qualitativ kann man Recycling aufteilen in Upcycling und Downcycling. Beim Downcycling nimmt der Wert des Materials im Prozess des Wiederaufbereitens ab. Das setzt sich so oft fort, wie die Qualität des neu entstandenen Produktes noch tragbar ist, heißt aber immer, dass das Produkt sich immer mehr abnutzt - und dennoch ist Downcycling besser, als komplett neue Ressourcen nutzen zu müssen.

Upcycling meint den umgekehrten Prozess: Der Rohstoff wird aufgewertet und es müssen keine neuen Rohstoffe hinzugefügt werden. Vor allem im textilen Bereich gibt es schon seit Jahren Labels, die sich ganz dem Upcycling verschrieben haben und spätestens mit dem Sommer 2021 ist die Methode auch bei Balenciaga und anderen High Fashion Labels angekommen. Andere Beispiele sind Ahluwalia oder Duran Lantink.

Ein weiteres Prinzip, das seit Jahren immer breiter wahrgenommen und umgesetzt wird, ist Cradle-to-Cradle, eine Strategie, bei der es um Kreisläufe geht - und darum, Strukturen zu entwickeln, die Design, Verwendung und Rücknahme gleichermaßen mitdenken. Im Falle von Mide bedeutet das, dass man schon bei der Schnitterstellung und der Auswahl der Materialien die spätere Recycelbarkeit mitdenkt - und systemische Ansätze ausprobiert. Ina Budde von circular.fashion forscht seit Jahren zu diesen Themen und hat inzwischen sehr innovative Konzepte vorgestellt, die man sich hier etwas genauer ansehen kann.

Ihr erinnert Euch vielleicht, dass auch wir schon vor einigen Jahren erste Gehversuche mit recycelten Materialien gemacht haben. 2018 hatten wir Sweat-Stoffe mit recyceltem Polyester gelauncht, haben diese jedoch nach relativ kurzer Zeit wieder aus dem Sortiment genommen. Der Grund war und ist, dass der Aspekt der Kreislauffähigkeit nicht gegeben ist. Léa Gejer, die Architektin und Stadtplanerin ist, hat auf einer Konferenz im Rahmen der Zero Waste Week in Sao Paulo dazu treffend gesagt: "A good example is the plastic bottle. We spend a lot of energy to produce it. Let’s suppose we decide to recycle that bottle by mixing it with cotton to make a T-shirt. What happens is that we will mix two primary materials. One from the biological cycle (cotton) with one from the technical cycle (which comes from the industry). When you add the two types of material, you create what we call an hybrid material. And to recycle this hybrid product, you have to reduce the quality from both the cotton and the plastic bottle. And that is downcycling.” (The difference between recycling and circular economy - radio interview (flockcircular.com.br)

Aktuell featuren wir, um uns dem Thema Recycling aus einer neuen Richtung anzunähern, in einigen Stoffen recycelte Baumwolle. Diese beziehen unsere Produzenten als Spinnereiabfälle, es handelt sich also um abgefallene Fasern, die im Prozess des Spinnens herausfallen. Als Pre-Consumer-Waste werden sie mit Bio Baumwollgarn kombiniert, damit die Reißfestigkeit des entstehenden Garns trotzdem hoch bleibt. Perspektivisch denken wir, dass es viel Sinn macht, vermehrt solche Prozesse zu implementieren - und sind froh, dass unsere Produzenten hier mitziehen. Ganz konkret warten auf Euch eine neue merzierisierte Interlock Qualität (M-I233-0388n und M-I233-1147) sowie eine melierte, leichte Webqualität (SOM-0010-3). Letztere wird in Portugal gewebt. Der Schuss des Stoffes besteht zu 50% aus Post-Consumer-Baumwolle aus Spanien, die anderen 50% bestehen aus Bio Baumwolle.